Wer dem Trubel der Frankfurter Buchmesse für ein paar Stunden entfliehen und trotzdem Literatur erleben möchte, ist im Hafen 2 beim Bücherfest in Offenbach genau richtig. In der gemütlichen Atmosphäre des Hafens 2 werden spannende und unbedingt lesenswerte Neuerscheinungen des aktuellen Literaturjahres vorgestellt. Anhänger der unterschiedlichsten literarischen Gattungen werden an den zwei Tagen auf ihre Kosten kommen: Vom Thriller über den Liebesroman, bis hin zum historisch gefärbten Familienepos ist für jeden Bücherliebhaber Reizvolles zu finden. Einen vielschichtigen und unterhaltsamen Querschnitt aus der aktuellen, druckfrischen Literatur gilt es am 17. und 18. Oktober in Offenbach zu entdecken. Auch in diesem Jahr findet wieder in Kooperation mit dem Amt für Kultur- und Sportmanagement und der Stadtbibliothek das Bücherfest Rhein-Main Offenbach im Hafen 2 statt. Ziel des Festes ist es, in entspannter Atmosphäre, fernab vom Messetrubel, die poetischen Seiten der Literatur zu bereisen und einer ausgesuchten Herbstauslese zu lauschen. Jeder der eingeladenen Literaten liest aus seinem aktuellen Werk lesen und stellt es somit persönlich vor. Neben dem Augenmerk auf außerordentliche Autoren soll an diesem Wochenende aber auch die literarische Vielfalt an sich nicht zu kurz kommen. Daher erwarten die Hörer insgesamt drei Themenblöcke mit jeweils zwei Lesenden.
Samstag, 17. Oktober: Herbstauslese 1
19 bis 20 Uhr: Ulrike Almut Sandig: „Buch gegen das Verschwinden“ Das Bücherfest startet in diesem Jahr mit einer Autorin, die es auf grandiose Art und Weise schafft, eine ganz eigene Poesie ins Leben zu rufen, dabei bedient sie sich einer bildhaften Sprache, die alles verdichtet und verändert. Die Geschichten die dabei herauskommen, sind nicht nur ausgesprochen bildreich, sondern gleichzeitig auch melancholisch, böse und rührend, sie blicken den Menschen ziemlich tief in die Seele. Ein junger Journalist versucht inmitten der Unruhen um den Istanbuler Gezi-Park die Erwartungen seiner Mutter abzuschütteln, die nach dem Mauerfall 1989 das Reisefieber gepackt hat. Ein Wanderer geht während eines Schneesturms in den uralten verwunschenen Wäldern des Engadin verloren. Ein kleines Mädchen wird zum nächsten Venusdurchgang von der Großmutter ans Ende der Welt geflogen. Wohin ihre Spuren führen, ist eines der vielen Rätsel dieser Geschichten. In ihrem Buch bietet Ulrike Almut Sandig den Zauber des Erzählens gegen das Verschwinden ganzer Welten aus dem Bewusstsein auf.
20 bis 21 Uhr: Cornelia Travincek: „Junge Hunde“ Das Bücherfest will ganz druckfrische Werke präsentieren und Cornelia Travinceks Buch „Junge Hunde“ ist so eines. Bereits mit ihrem Vorgängerbuch „Chucks“ hat die Autorin ein herausragendes Werk erschaffen, welches seine Geschichte schwebend erzählt, manchmal rotzig und manchmal geradezu poetisch mit der Sprache und seinen Protagonisten spielt. Johanna kümmert sich gern um andere – um die Tochter ihrer alleinerziehenden Nachbarin Julia, um den betagten Herrn Glantz und sein Malteserhündchen Gloria und auch um ihren besten Freund Ernst. Doch eines Tages beschließt Ernst, nach China zu reisen, um dort seine leibliche Mutter zu suchen, und Johanna bleibt mit ihrem langsam dement werdenden Vater allein zurück. Als sie beim Ausräumen des elterlichen Hauses eine alte Postkarte ihres Vaters entdeckt, die jahrelange Gewissheiten auf den Kopf stellt, beginnt auch für sie plötzlich eine Suche… Eine berührende Geschichte über die Suche zweier junger Menschen nach der eigenen Wahrheit, über Familie, Freundschaft und Aufrichtigkeit.
Sonntag, 18. Oktober: Achtung Hochspannung – Krimi trifft Thriller
14 bis 15 Uhr: Oliver Bottini: „Im weißen Kreis“ Der Sonntag startet mit dem neuen Fall der Louise-Bonì-Krimireihe. Für seine Kriminalromane erhielt Oliver Bottini bereits zahlreiche Preise, unter anderem viermal den Deutschen Krimi Preis und das mit Recht, denn seine Krimis packen den Leser nicht nur bis zur letzten Seite, sondern bieten auch sehr intelligente Stories. Louise Bonì, Hauptkommissarin der Kripo Freiburg, erhält von einer Informantin den Hinweis, dass ein Mann zwei Waffen bei russischen Kriminellen gekauft habe. Besorgt geht Louise der Sache nach, um ein mögliches Gewaltverbrechen zu verhindern. Bald findet sie den Besitzer des Autos, mit dem der Käufer die Waffen abgeholt hat. Der hat für den fraglichen Abend jedoch ein wasserdichtes Alibi. Der Fahrer war ein anderer – Ricky Janisch, Neonazi und Mitglied der rechtsextremen »Brigade Südwest«. Louise und ihr Team beginnen, Janisch zu observieren, und stoßen auf weitere Mittelsmänner, die alle der rechten Szene angehören. Je tiefer sie graben, desto erschreckender wird das Szenario: Haben sie es mit einem weitverzweigten Neonazi-Netzwerk zu tun? Und wie sollen sie ein Attentat verhindern…
15 bis 16 Uhr: Petra Reski: „Die Gesichter der Toten“ Petra Reski schreibt für Die Zeit, Geo, Merian, Focus und Brigitte über Italien – und immer wieder über das Phänomen Mafia. Sie drehte einen Film über Mafiafrauen und wurde für ihre Reportagen und Bücher mehrfach ausgezeichnet, in Deutschland zuletzt als „Reporterin des Jahres“. In Italien erhielt sie für ihr Antimafia-Engagement den Premio Civitas und den Amalfi Coast Media Award. Auch Serena Vitales Fall beschäftigt sich mit dem Umfeld und den Strukturen der italienischen Mafia. Mafiaboss Alessio Lombardo ist seit Jahrzehnten flüchtig, doch als Serena Vitale mit den Ermittlungen beauftragt wird, kommt Bewegung in den Fall. Während die Staatsanwältin nach Don Alessio fahndet, wird eine Spur nach Deutschland immer heißer: Sie stößt nicht nur auf Komplizen und eine glamouröse Geliebte des Paten, sondern auch auf die Geschichte ihres eigenen Vaters, der als Gastarbeiter nach Dortmund kam – und von dem sie plötzlich nicht mehr weiß, ob er wirklich auf der richtigen Seite stand… Herbstauslese 2
16 bis 17 Uhr: Mirko Bonné: „Feuerland“ Mirko Bonnés Erzählsprache ist elegant, geschmeidig, doppelbödig und Feuerland, am äußersten Ende Südamerikas gelegen und zur Hälfte Chile, zur anderen Argentinien zugehörig, steht bei ihm für eine unheimliche Grenzregion, sie ist zugleich Sehnsuchtsort und gefährliches Reich der Imagination. Er schickt in seinem ersten Erzählungsband seine Figuren auf Reisen in extreme Gegenden, Situationen und Zustände. Familien- und Liebesbeziehungen sind für Mirko Bonné stets brüchig; Erwachsene wie Kinder bewegen sich in Parallelwelten und setzen alles daran, die Wirklichkeit zu hinterfragen und mit ihrer Fantasie zu bereichern.
17 bis 18 Uhr: Meike Winnemuth: „Um es kurz zu machen“ Meike Winnemuths Geschichten feiern die Schönheit des hundsnormalen Lebens, sie sind ein einziges liebevolles Kompliment an die schönen Nebensächlichkeiten des Alltags. Dabei ist ihre Sprache gewitzt und voller Humor mit gutem ironischem Unterton. Es sind Geschichten übers Lieben, Genießen, Verzweifeln und Trödeln. Übers Einsehen, Aussehen und Ausprobieren. Von sterbenden Autos, Wärmflaschen und Bahnhöfen, von männlichen Unterarmen (behaart!), von heimlichen Tränen im Kino und Tagen am Meer. (hlwa) ©Hans Scherhaufer
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